Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

Stammtischparolen Teil 1: Warum sich Gegenrede lohnt

Hier gibts die Audio-Fassung zum Thema ,,In hitzigen Diskussion Stammtischparolen und unfaire Angriffe gelassen kontern“

Kennst du das auch?

Du bist bei der Weihnachtsessen mit der Familie, eigentlich ist ein recht entspannter Abend. Und dann läßt Onkel Gustav wieder platte Stammtisch-Sprüche los.: „Den Flüchtlingen kann es nicht so schlecht gehen, alle haben Smartphones.“ Eigentlich möchtest du einen gemütlichen Abend verbringen, aber du kannst das auch nicht so stehen lassen. Also läßt du dich auf eine Diskussion ein, versuchst seine herablassenden Sprüche zu kontern. Aber: Das ist gar nicht so leicht. Eure Diskussion wird schnell hitzig, dein Gesprächspartner scheint dir kaum zuzuhören und irgendwie wollen dir einfach spontan einfach keine treffenden Argumente einfallen. Am Ende beharrt er auf seinen Parolen und fühlt sich im Recht. Der Rest der Runde ist eher genervt und die Stimmung am Tisch wird angespannt. Selbst auf dem Heimweg fühlst du dich frustriert und aufgewühlt.  Erst jetzt fallen dir richtig gute Entgegnungen ein. 

„Hätte ich bloß nichts gesagt!“ Denkst du dir vielleicht oder: „Was kann ich beim nächsten Mal besser machen?

Ich glaube wir alle haben diese oder ähnliche Situationen schon erlebt: Ob im Familienkreis, auf der Weihnachtsfeier oder Pausenraum mit Kollegen.

Sprüche wie diese nennen wir ,,Stammtischparolen”. Was genau ist damit gemeint?

Das sind pauschale Bemerkungen über ganze Menschengruppen, welche klischeehafte oder abfällige Urteile basierend ihrer Sexualität, Geschlecht, Religion, migrantischen Wurzeln fällen. Oft sprechen diese Parolen von einem meist nicht genauer definierten ,,Wir” das gegen die  ,,Anderen” steht. Ein ganz typisches Beispiel ist: ,,Die Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg”.

Woran erkennst du Stammtischparolen?

  • Sie funktionieren nach dem Motto “Wir gegen die”
  • Die Parolen bedienen gängige Vorurteile und Klischees
  • Ideologie der Ungleichheit: Die Grundidee ist, dass Menschen oder Menschengruppen mehr wert sind als andere.
  • Gerade in Zeiten von Corona werden sie oft auch mit Verschwörungstheorien verbunden.
  • Sie sind emotional und drastisch formuliert, das kann Ärger oder Angst hervorrufen.

Parolen dieser Art fallen aber längst nicht nur am Stammtisch, sondern können uns an allen geselligen Anlässen begegnen. Besonders schwierig wird es, wenn es Menschen sind, zu denen wir eine emotionale Bildung haben, die diese Sprüche vorbringen. Dann haben wir eine schwierige Wahl: Widersprechen und eine unbequeme Diskussion vom Zaun brechen oder lieber gar nichts sagen und den Frieden wahren?

Warum es besser ist den Mund aufzumachen

Ja, es lohnt sich, sich einzumischen. Warum? Hier sind drei gute Gründe:

Für dich

Es lohnt sich allein schon für dich selbst. Denn es ist kein gutes Gefühl, herablassende Parolen, die gegen unsere wichtigsten Werte gehen, widerspruchslos zu ertragen. Wegen deines Stillschweigens fühlst dich feige und hast ein schlechtes Gewissen. Das zehrt am Selbstbewusstsein.

Für uns alle

Denn da ist noch der größere Rahmen: ,,Wer schweigt stimmt zu “ heißt es nicht von ungefähr. Der Sprücheklopfer fühlt bestätigt, wenn niemand in der Runde Einspruch erhebt, und Anwesende gewöhnen sich daran, dass diskriminierende Sprüche, außerdem finden Ausgrenzung und Vorurteile immer mehr Verbreitung.

Soziale Vielfalt, Toleranz, die Idee, dass alle Menschen gleich viel wert sind – Das ist die Basis für unsere freie Gesellschaft. Genau diese gerät ins Wanken, wenn Erzählungen von Ungleichheit und Ausgrenzung immer mehr Raum in unserer Mitte einnehmen.

Opferschutz

Die drastischen Sprüche setzen sich in Köpfen fest und lassen die Idee von der Ungleichwertigkeit der Menschen immer normaler erscheinen. Das baut Hemmungen ab und ebnet den Weg für entsprechende Taten, aktive Ausgrenzung und Übergriffe auf vermeintliche Sündenböcke und Feindbilder. Deshalb kannst schon mit verbalen Einschreiten kannst du helfen potenzielle Opfer zu schützen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert