Bildungs-Rollenspiele

Rollenspiele bieten gerade im Bildungsbereich vielfältige Möglichkeiten Themen neu zu entdecken, sie fördern auch Kreativität, soziales Miteinander, Persönlichkeitsentwicklung und wecken Begeisterung durch motivierende und emotionale Spielererlebnisse. Seit mehreren Jahren arbeite ich besonders gern mit Rollenspielen als Lehr-Lernmethoden. Sie können je nach Spielform in 2 Stunden oder mehrtätigen Veranstaltungen umgesetzt werden.

Die besonders motivierenden Methoden kann sehr gut mit klassischen Seminaren oder Workshopformaten kombiniert werden und theoretische Ansätze mit einem motivierenden und interaktiven Lernerlebnis vervollständigen.

Wie das aussehen kann, und welche Vorteile Rollenspiele für die Bildung mit sich bringen erfahren Sie hier:

Dramapädagogik

@ Kyle Head

Dramapädagogik ist ein Konzept, das seine Wurzeln im darstellenden Spiel hat. Anders als im klassischen Theater steht aber nicht eine Aufführung im Mittelpunkt, sondern es geht darum dass Lernende durch das Spielen ihrer neue Inhalte und Kompetenzen erlernen. Ganzheitlichkeit und Handlungsorientierung der Dramapädagogik werden als Chance betrachtet, neben Perspektivwechsel und der Fähigkeit zur Reflektion auch Selbstvertrauen und Kommunikationsfähigkeiten der Lernenden zu stärken und einen neuen Zugang zu Themen und Inhalten zu schaffen. Durch den spielerischen Rahmen handelt es sich um eine motivierende Methode, bei der durch die Verbindung von Sprache und Bewegung insbesondere leistungsschwächere Lernende profitieren. Durch ein immersives Spielerlebnis, in dem die Teilnehmenden in eine Geschichte “abtauchen” lassen sich Lernerlebnisse schaffen, die alle Sinne ansprechen und besonders wirksam Interesse wecken können. 

Drama is rehearsal for life!

Heathcote, 1984

Bei der näheren Beschäftigung mit diesem vielversprechenden Ansatz im Rahmen der Fremdsprachendidaktik entdeckte ich ebenfalls bemerkenswerte Potenziale für aktuelle Herausforderungen der politischen Bildung. Interkulturalität und der Fähigkeit zum Perspektivwechsel weist inhaltlich eine recht unmittelbare Verbindung zur Prävention von Fremdenfeindlichkeit und rechtsextremistischen Gedankengut auf. Denn das Hineinversetzen und Verstehen der anderen Position wirkt gruppenbezogener Ablehnung und feindlichen Einstellungen entgegen. Auch Bildungs-Rollenspiele wie Live-Rollenspiele basieren auf dieser Idee einen immersiven Spiel- und Lernerlebnis.

Bildungs-Liverollenspiel

Eine Spielergruppe bei einem Fantasy-Liverollenspiel, RalfHuels (photographer), Anja Arenz, Chris Kunz, Dossmo, Niamh, Paolo Tratzky, Svenja Schoenmackers / CC BY-SA 4.0

Was ist Liverollenspiel?

LARP ist die Abkürzung für Live-Action-Role-Playing (englisch für Liverollenspiel). Liverollenspiele, kurz Larps haben große Ähnlichkeit zum Improvisationstheater, nur dass es hier kein Publikum und keine Bühne gibt, sondern alle Beteiligten auch Teil des Spiels sind.

Bei Larps schlüpfen die Spielenden in die Rolle eines fiktiven Charakters. In der Regel versuchen Larps eine lebensechte Spielerlebnis zu schaffen, daher kommen Kostüme, Requisiten, Statisten und Hintergrundgeschichten zum Einsatz. Jedes Larp erzählt eine Geschichte, den sogenannten Plot. Die Spieler*innen werden durch Requisiten und Statisten mit dieser Geschichte konfrontiert und entscheiden selbst, wie sie Handeln wollen.

Daher ist Larp ein höchst partizipatives Medium. Anders als in Theater, Film, Büchern u.ä. funktionieren Rollenspiele nur mit der Beteiligung aller Teilnehmenden. Dies sorgt dafür, dass aus Konzept und Umsetzung ein Gesamtwerk wird und jede*r über den Verlauf der Spielgeschichte mitentscheiden kann.

Liverollenspiele und Bildung

Auf den ersten Blick scheint Larp für Viele eine unterhaltsame Möglichkeit zur Realitätsflucht. Doch Larp ist mehr als nur ein Hobby, das sehr großen Spaß macht, denn die fiktiven Szenarien können sehr gut genutzt werden, um reale Themen, Situationen und Problemlagen abzubilden oder sogar besonders bewusst hervorzuheben. Dies bietet auch Möglichkeit Erlebnisse und Situationen erfahrbar zu machen, die den Teilnehmenden so bisher nicht zu Verfügung standen oder stehen werden, aber dennoch von besonderer gesellschaftlicher Relevanz sind.

Oftmals werden Larps in Verbindung mit Natur- oder Erlebnispädagogischen Zielen eingesetzt. Zunehmend finden sie aber auch Verwendung im Rahmen der politischen Bildung. Larps zu Bildungszwecken werden Bildungs-Liverollenspiel oder auch mit englischen Begriff Edu-Larps bezeichnet. 

Drama Games

© Aude Vanlathem / www.audevan.com

Bei Drama Games, oder auch Mini-Larps genannt handelt es sich um kurze, intensive Rollenspiele, welche oft ein bestimmtes Thema oder eine Konfliktkonstellation als Fokus haben.

Drama sind eine jüngere Spielart des pädagogischen Larps, welche im Gegensatz den normalerweise eher zeitintensiven Larpkonzepten sich in einem Zeitrahmen von 1-4 Stunden umsetzen lässt und deutlich einfacher organisiert ist. So werden Requisiten und Kostüme nur vereinzelt eingesetzt, und mit sehr einfachen Spielregeln gearbeitet, die schnell erklärt sind und nur 1-2 Spieleitungen benötigen.

Nach dem Spiel werden die Erlebnisse des Spiels besprochen und reflektiert, wodurch zu einer sehr interaktiven und ganzheitlichen Lehr-Lernmethode werden.
Mehr Informationen und einige Drama Games finden Sie hier www.drama-games.de.

Hier gib es ein paar Einblicke in Drama-Games zu politischen Themen.

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Pen and Paper Rollenspiel

Eine Pen&Paper Spielrunde, Diacritica, CC BY-SA 3.0

Dieses Rollenspiele werden auch “Tischrollenspiele” genannt und benötigen, wie der englische Begriff “Pen and Paper” sagt, im Grunde nur Stift und Papier. Die Spielenden schlüpfen dabei in die Rolle erdachter Charakter. Oft moderiert eine Spielleitung das Spiel, beschreibt die Welt in der die erdachten Charaktere agieren und trifft Entscheidungen über Schauplätze und der Handlung. Häufig werden auch Würfel und eigens entwickelte Spielregeln eingesetzt, um Teile der Spielwelt nachzustellen. Die Spielenden entscheiden, wie ihr Charakter sich in der Welt verhält und erzählen so gemeinsam eine Geschichte.

Das wohl bekannteste Pen&Paper Rollenspiel ist das Fantasy-Rollenspiel Dungeons und Dragons, aber es gibt eine riesige Bandbreite an Rollenspielen, die ganz verschiedene Themen und Spielregeln bieten. Pen&Paper Rollenspiele kommen im Vergleich zu Liverollenspielen oder klassischem Theater ohne Kostüme und Requisiten aus, und lassen sich auch mit kleinen Gruppen an einem Abend oder Nachmittag realisieren.

Aktuell biete ich eine Online Spielrunde für Kinder und Jugendliche beim InfHo Verein an. Hier gibts die wichtigsten Infos auf einen Blick.

Pädagogische Wirkung

@ Ali Muftuogullari

Larps und dramapädagogische Spiele bieten ein vielseitige und intensive Lern- und Selbsterfahrungsmöglichkeiten. Als Rollenspiele fördern sie Kreativität und kommunikative Fähigkeiten bei den Spielenden. Darüber hinaus gibt es aber noch positive Effekte, zum Beispiel: 

  • Der Perspektivwechsel durch das Übernehmen einer neuen Rolle schult Empathie und Einfühlungsvermögen.
  • Das Rollenspiel ermöglicht das Hinterfragen, Variieren und Lösen von den gewohnten sozialer Rollen. Die Spielenden können neue Verhaltensweisen und Perspektiven ausprobieren und lernen sich selbst ein Stück besser kennen.
  • Beispielhaft und anschaulich: Abstrakte Themen werden greifbar durch die konkrete und plastische Darstellung des Spielszenarios. 
  • Aktiv am Spiel mitzuwirken stärkt das Selbstbewusstsein und schult den Umgang mit Frustration und Unsicherheiten. 
  • Teilnehmendenorientierung: Durch die kreative Ausgestaltung der Rolle und die persönliche Auseinandersetzung mit verschiedene Realitäten wird jede*r Mitspielende unmittelbar angesprochen, und entscheidet durch das eigene Handeln mit über den Spielverlauf.
  • Lernen mit allen Sinnen: Während des Teilnehmenden sind die Spielenden mit allen Sinnen im Spiel involviert. Dies sorgt für einen besonders nachhaltigen Lerneffekt.
  • Emotionen: Im Rollenspiel werden die Spieler*innen nicht nur im Kopf, sondern auch emotional angesprochen. Spannende oder besonders lebendige Spielerlebnisse schulen die Auseinandersetzung und den Umgang mit den eigenen Gefühlen. Zudem werden Lernerlebnisse die Menschen auch emotional ansprechen besonders lange im Gedächtnis gespeichert. 
  • Motivierend: Rollenspiele machen Spaß und regen auch nach Ende des eigentlichen Spiels zur Auseinandersetzung mit den Spielthemen an.